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Wie Hunde die Welt sehen

Die Welt der Hunde - schwarz-weiß oder doch farbenfroh?

Hunde unterscheiden sich in ihrem Sehvermögen relativ stark von uns Menschen. Für Hunde ist das Erkennen von Farben nicht von übergeordneter Bedeutung, denn sie konzentrieren sich vor allem auf Kontraste. Für die Fähigkeit Farben wahrnehmen zu können, sind die Zapfen im Auge verantwortlich. Der Mensch besitzt sog. trichromatische Augen. Das bedeutet, dass wir drei verschiedene Zapfentypen für die Farben rot, grün und blau haben. Aus diesen drei Grundfarben setzt sich das gesamte Farbspektrum zusammen (ca. 200 verschiedene Farbtöne).

Hunde hingegen sind dichromatisch ausgelegt und daher nur empfänglich für die Farben gelb und blau. Daraus resultiert, dass rot und grün in ihrem Repertoire nicht vorhanden sind (beide Farben erscheinen als gelber Farbton). Somit ist ihr Farmspektrum deutlich eingeschränkt.

Aus diesem Grund orientieren sie sich eher an der Helligkeit. Für die Wahrnehmung von Helligkeit sind die sog. Stäbchen verantwortlich. Je mehr, desto besser. Da Hunde sehr viele Stäbchen in ihrer Netzhaut haben, gelingt ihnen die Wahrnehmung von Helligkeit, insbesondere in der Dämmerung, sehr viel besser als uns. Beispielsweise können Blindenhunde nicht unterscheiden, ob eine Ampel grün oder rot ist. Sie können jedoch die unterschiedliche Helligkeit wahrnehmen (oder anhand der Position Rückschlüsse ziehen😄). Stäbchen sind also auf Licht spezialisierte Zellen. Sozusagen die Glühbirnen unserer Augen.

Dass Hunde auch bei Nacht gut sehen können, liegt aber nicht nur an den vielen Stäbchen des Hundes, sondern auch an der Möglichkeit das Licht zu reflektieren. Dieser Lichtreflex ist ausgehend vom sog. Tapetum lucidum, auch als „leuchtender Teppich“ bezeichnet. Dieser befindet sich in der Aderhaut des Auges. Ihr habt ihn bestimmt schon einmal bei Nacht wahrgenommen, wenn ein nachtaktives Tier eure Scheinwerfer gekreuzt hat. Die Augen scheinen dann regelrecht zu leuchten. Wir Menschen besitzen so etwas Ausgeklügeltes nicht, jedoch hat dieses System auch seine Schwächen. Die Sehschärfe leidet durch die doppelte Ausnutzung des einfallenden Lichtes bei Dunkelheit. Naja, ein bisschen Schwund ist immer...

Zusätzlich sind Hunde in der Lage, ihre Pupillen sehr stark zu vergrößern und so den Lichteinfall zu erhöhen. Die Augen eines Hundes sind generell darauf ausgelegt, bewegliche Objekte in weiter Entfernung am Horizont zu sehen. Keine Bewegung bedeutet keine große Aufmerksamkeit. Sie selektieren von Natur aus nach Wichtigkeit und können ein bewegtes Objekt schärfer sehen als ein Unbewegtes. Jetzt könnte man glatt auf die Idee kommen, dass es an der fehlenden Sehschärfe des Hundes liegt, wenn er sich weit von uns entfernt hat, wir still dastehen und er einfach nicht wieder zu uns zurückkommt. Er sieht uns schlichtweg nicht (gut genug)! Allerdings müsste er dann auch alle seine anderen Sinne verloren haben😅

Wusstet ihr, dass das Gesichtsfeld des Hundes stolze 250° beträgt? Das sind 70° mehr als bei uns Menschen und 50° mehr als bei der Katze. Grund hierfür ist, dass die Augen weiter auseinanderstehen als bei uns. Das gilt jedenfalls für Rassen mit einer langen Schädelform und einer langen Nase. Je brachycephaler, also kurznasiger, ein Hund gezüchtet ist, desto enger und frontaler stehen die Augen im Gesicht und desto geringer ist die Ausbeute des Gesichtsfeldes. Dafür sehen diese Rassen auf kurze Distanz schärfer.

Mit nur einem Auge überblickt ein langnasiger Hund sogar einen Bereich von 150°. Dabei büßt aber das räumliche Sehen ein, also der Bereich des Sehfeldes, der mit beiden Augen wahrgenommen wird.

Aus einer Hornhautverkrümmung, die eine ungefähre Fehlsichtigkeit von einer Dioptrie ergibt, resultiert eine leicht verschwommene Sicht auf die Dinge. Ihre Fähigkeit zur Scharfstellung ist leider auch mangelhaft ausgeprägt, weshalb sie nahe Objekte nicht scharf sehen können. Sie sind demnach leicht kurzsichtig.

Da Hunde also nur eine sehr überschaubare Palette an Farbtönen erkennen können, wird klar, dass die oftmals knalligen Farben der Spielzeuge in erste Linie unserem ästhetischen Auge dienen. Was Sinn macht, wenn man bedenkt, dass wir den Geldbeutel bei uns tragen.😬

Wenn man sich nun aber die Kombi von rotem Spielzeug auf grüner Wiese vorstellt, fühlt man sich fast schlecht😅 Es sei denn, der Hund ist schnell genug da, solange sich das Spielzeug noch bewegt (ihr erinnert euch: je mehr Bewegung, desto schärfer sieht der Hund) oder ihr wollt euren Hund bewusst darauf trimmen, seine anderen Sinne mehr einzusetzen. Farblich am besten geeignet sind für Hunde Spielzeuge in den Farben blau, violett oder weiß.

Wie eben angedeutet, empfindet man fast Mitleid für unsere kurzsichtigen Hunde mit ihrer Rot-Grün-Blindheit - dafür gibt es aber eigentlich keinen Grund. Zum einen kennen die Hunde unsere Farbenwelt nicht. Daher gibt es also nichts, was sie vermissen. Mutter Natur wäre nicht Mutter Natur, wenn sie nicht ein Ass aus dem Ärmel geschüttelt hätte und unsere Hunde mit dem bereits erwähnten und ausgezeichneten Dämmerungssehen sowie dem zuletzt beschriebenen großen Gesichtsfeld ausgestattet hätte. Da können wir doch glatt neidisch werden!

Für uns ist es vor allem sinnvoll zu wissen, was wir von unseren Hunden erwarten können und auf welche Reize man setzen kann!

Autorin:

Stefanie Schmidt

Praxisleitung und Tierärztin in der Tierarztpraxis Am Wilden Mann in Dresden