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Die Vibrissen der Katze - der sechste Sinn unserer Samtpfoten

Vibri...- bitte was? Habt ihr etwa noch nie von den Vibrissen der Katze gehört? 😅

Keine Sorge, da seid ihr nicht allein. Vibrissen sind besser bekannt als die Schnurr- oder Tasthaare der Katze - die kennt sicher jeder von uns! Warum diese jedoch als Schnurrhaare bezeichnet werden, ist unklar. Es hat jedenfalls nichts mit dem Schnurren der Katze zu tun. Vermutlich hängt es damit zusammen, dass die Haare im Gesicht einem Schnurrbart ähneln.

Das Wort Vibrissen wiederum leitet sich von dem lateinischen Wort vibrissae ab, was so viel wie „Haare in der Nase“ bedeutet 😄

Was etwas logischer erscheint, ist der Ausdruck „Tasthaare“, da die sehr kompakten Haare im Gesicht der Katze über ihre Wurzeln mit Nerven in Kontakt stehen, welche Berührungsreize an das Gehirn senden. Wirkt ein mechanischer Reiz auf die Vibrisse ein, so wird das starke Haar bereits durch geringste Krafteinwirkung, beispielsweise einem Windhauch geneigt. Hierbei wird Kraft auf das umliegende Gewebe des Haarbalgs ausgeübt und durch verschiedene Rezeptoren elektrische Impulse an das Gehirn weitergegeben. Tasthaare sind somit für Katzen lebenswichtig, da sie sich ohne sie nur schwer orientieren können. Die feinen Antennen verfolgen präzise die Geschehnisse aus der Umwelt und helfen unseren Samtpfoten dabei, sich zurechtzufinden.

Es befinden sich durchschnittlich 24 Vibrissen rund um die Katzennase im Bereich des Oberkiefers, dabei zwölf auf jeder Seite. In vier Reihen angeordnet, können die oberen Reihen sogar von den Unteren getrennt bewegt werden und dienen der räumlichen Erfassung. Kein Wunder, dass diese eleganten Stars an vorderster Front die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Was viele jedoch nicht wissen: Nicht nur an der Schnauze finden wir sie, sondern auch in kürzerer Variante...

  • über den Augen, um vor Verletzungen zu schützen (bei Berührung lösen sie ein Zwinkern aus)
  • am Kinn und den Wangen, um sich vor dem Angriff gut zu positionieren
  • an der Rückseite der Vorderpfoten, um auf kurze Distanz (hier ist das Sehvermögen der Katze nicht sehr präzise) beispielsweise die Position ihrer Beute zu bestimmen.

Der Kopf ist die breiteste Stelle am Skelett der Katze. Geraten unsere Samtpfoten an eine Engstelle, können sie mithilfe der Vibrissen schnell erfassen, ob sie hindurchpassen oder nicht. Jedoch gilt zu berücksichtigen, dass die Länge der Vibrissen genetisch vorgegeben ist. Sie sind bereits bei der Geburt voll ausgeprägt, nur noch nicht funktionsfähig. Nimmt die Katze zu oder ab, kann sich die Länge der Vibrissen demnach nicht mit verändern.

Nicht nur zur Orientierung, sondern ebenfalls beim Beutefang sind die „Fühler“ eine große Hilfe für die Katze. Sie vermitteln die richtige Stelle für den tödlichen Biss in den Nacken ihrer Beute oder senden Informationen, ob sich die Beute im Maul der Katze noch bewegt und an welcher Stelle am meisten Blut pulsiert.

Die kleinen Alleskönner sind zudem wertvoll, wenn es um die Kommunikation mit unseren Samtpfoten geht. Manchmal würde man doch gern wissen, was gerade im Kopf unserer Katze vor sich geht. Alles können wir sicher nicht herauslesen, aber die Vibrissen geben uns Aufschluss bei der Kommunikation mit unserer Katze.

Wenn wir auf die Ausrichtung der Härchen achten, so können wir den Gemütszustand unserer Katze besser einschätzen:

  • Seitlich ausgerichtet, nicht aufgefächert: die Katze ist ruhig und gelassen – es geht ihr gut
  • Dicht nach hinten gerichtet: die Katze ist ängstlich und könnte angreifen
  • Aufgefächert und nach vorne ausgerichtet: die Katze ist aufmerksam und bereitet sich wahrscheinlich auf eine Aktion vor – z.B. einen Sprung oder Flucht

Insgesamt besitzen Katzen über 100 Stück dieser unterschiedlich langen Antennen. Mit der Zeit kann es sein, dass die dicken Haare ausfallen – aber keine Sorge, sie wachsen wieder nach. In der Regel sind die Schnurrhaare weiß. Schwarzer Katzen besitzen, wie eben auch ihr Fell, eine schwarze Färbung. Bitte beachtet, dass nur vollständig intakte Vibrissen einen Nutzen für die Katze und demnach als „Navigationssystem“ brauchbar sind. Aus diesem Grund sollte man ihre kleinen GPS-Satelliten niemals kürzen!

Autorin:

Stefanie Schmidt

Praxisleitung und Tierärztin in der Tierarztpraxis Am Wilden Mann in Dresden