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FORL – das stille Leid der Katze

FORL ist die häufigste Zahnerkrankung bei Katzen, doch wann immer ich den Patientenbesitzern gegenüber diesen Begriff erwähne, gucke ich zumeist in ausdruckslose Gesichter. Nicht nur die Abkürzung lässt zunächst keine Verknüpfung zu etwas Bekanntem zu, auch die eigentliche Nomenklatur „Feline odontoklastische Resorptive Läsionen“ bringt wenig Licht ins Dunkel. „Feline“ ist schnell übersetzt: katzenartig. Danach wird es etwas komplizierter... also versuchen wir der Sache mal auf den Grund zu gehen:

Auch ohne ein medizinisches Verständnis für diese Erkrankung zu haben, kann sicherlich auch jeder Nichtmediziner hier erkennen, dass sowohl auf dem normalen als auch auf dem Röntgenbild mit den Zähnen etwas nicht stimmt.
Nur wie kommt dieses Bild zustande und warum wird es gerade im Anfangsstadium so oft übersehen? Übrigens auch von Tierärzten.

Wie auf dem Röntgenbild sehr schön zu sehen ist, kommt es zu einem Abbauprozess des Zahns durch körpereigene Zellen, den sog. Odontoklasten. Diese sind eigentlich nur bei jungen Tieren aktiv, um die Wurzeln der Milchzähne abzubauen. Bei erwachsenen Katzen, die an FORL erkrankt sind, führt deren Aktivierung jedoch zu einem „Lochfraß“, also Läsionen in den bleibenden Zähnen.

Diese Löcher sind nicht gleichzusetzen mit der Karies des Menschen, da es ein nicht nur auf einen Bereich des Zahns lokalisierter Prozess ist und durch Ausbohren und Füllen der betroffenen sichtbaren Stelle nicht zu beheben ist.
Meist beginnen die Veränderungen im Wurzelbereich, sodass sie von außen zu diesem Zeitpunkt nicht sichtbar sind. Erst wenn die Abbauprozesse voranschreiten, kommen es zu sichtbaren Veränderungen im Zahn, also im klassischen Sinn ein Loch. Da der Körper schlau ist, versucht er auch jedes noch so kleine Loch zu bedecken, um vor Schmerzen zu schützen. So entstehen kleine Zahnfleisch-Lappen, die sich über den Defekt legen. Ein weiterer Hinweis ist die übermäßige Entstehung von Zahnstein an betroffenen Zähnen, da diese beim Kauen nicht benutzt werden.
Hier gilt es also die Augen offen zu halten und gründlich nachzuschauen.

Nun werdet Ihr Euch sicher denken, dass Löcher Schmerzen verursachen und die Katze aufhören wird zu fressen. Weit gefehlt! Schmerzen ja, Hunger hat die Katze trotzdem und wenn sie die Mahlzeit einfach schluckt statt zu Kauen, ist wenigstens der Magen voll und nach außen hin scheint erstmal alles normal. Außerdem sind nicht direkt alle Zähne auf einmal betroffen. Somit kann sie zunächst zum Beispiel eine Seite noch gut benutzen und weiterhin ihr Futter kauen.

Obacht ist also geboten, sollte Eure Katze

  • aus dem Maul riechen
  • einseitig kauen und evtl. den Kopf dabei schief legen
  • plötzlich Trockenfutter verweigern
  • launenhaft sein (mehr als sonst 😸)

Ihr seht also, es handelt sich zunächst eher um dezente Veränderungen, weshalb FORL oft lange unbemerkt bleibt. Sie sind nicht so greifbar wie andere Symptome, z.B. Erbrechen, Durchfall oder völlige Appetitlosigkeit. Erschwerend kommt hinzu, dass sich kaum eine Katze freiwillig vom Besitzer ins Maul schauen lässt und selbst wenn - ein gewisses Know-How zum Erkennen der Erkrankung ist natürlich erforderlich!

Was also tun, wenn FORL auffällt?

Wenn wir bei einer Untersuchung FORL feststellen, vereinbaren wir einen Termin in Narkose. Diese Narkose muss nicht besonders tief sein, sondern dient in diesem Fall lediglich der Bewusstseinsausschaltung des Tieres. Zunächst wird die Mundhöhle der Katze gründlich untersucht und im weiteren Schritt mittels Dentalröntgen festgestellt, wo genau die Probleme liegen und wie weit fortgeschritten sie sind.

Leider ist FORL nicht heilbar - dies bedeutet, dass die betroffenen Zähne oder das was von ihnen noch übrig ist, entfernt werden müssen. Dabei werden die Zähne (wie beim Menschen auch) lokal betäubt, sodass die Narkose nicht vertieft werden muss und dennoch eine Schmerzfreiheit für Euer Tier gewährleistet ist.

 

 

Was könnt ihr vorbeugend für Eure Katze tun?

Prophylaktisch gibt es leider keine Möglichkeit, FORL zu verhindern.

Eure Katze wird es Euch jedoch danken, wenn Ihr regelmäßig, also mindestens jährlich, mit Ihr zum Tierarzt zu geht, damit frühzeitig gehandelt werden kann.

Falls Ihr Euch übrigens nicht sicher seid, wie Ihr die Dankbarkeit Eurer Katze erkennen könnt, haben wir hier einmal ein paar Beispiele zusammengetragen… 😉

Autorin:

Stefanie Schmidt

Praxisleitung und Tierärztin in der Tierarztpraxis Am Wilden Mann in Dresden